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Jüdisches Leben in Metelen
Die ersten Spuren jüdischen Lebens in Metelen lassen sich in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datieren. Quellen sind die Gerichtsprotokolle und die Dokumente der Äbtissin Anna von Daun von 1580 über den Brandstifterprozess gegen die Ehefrau des Juden Jakob Levy, die nach Aussage der Zeugin Anna Vallenberg schuldig sein sollte, die später aber durch Widerruf der Aussage entlastet wird. Jakob Levy und seine Familie sind Schutzjuden. Die Äbtissin als Obrigkeit der „Freiheit Metelen“ hatte, entgegen dem Landtagsbeschluss gegen die Juden von 1560, dem Juden Jakob, seiner Frau und ihrer beiden Kinder, den Aufenthalt für Metelen gewährt.
In den folgenden 200 Jahren sind immer wieder Menschen jüdischen Glaubens in Metelen belegt, so in der Feuerstättenschatzung von 1598 und der Hausstättenschatzung von 1689.
1730 erhält der Jude Salomon Meier den Geleitbrief und damit die Erlaubnis, seinem Gewerbe nachzugehen.
1749 gibt es im „Status Animarum“, einer Erhebung über die Anzahl katholischer Einwohner, den Hinweis auf ein zweites Geleit für eine weitere jüdische Familie.
1749 sind Levy Moses und Isaac Gottschalk im Geleit vermerkt. Die Gewerbe, denen die Juden nachgingen, waren der Handel mit Waren und Vieh und die Tätigkeit als Metzger. Tätigkeiten, die eine Aufnahme in einer Gilde voraussetzten, waren ihnen untersagt und ausschließlich der katholischen Konfession vorbehalten. Isaac Gottschalk handelt mit Ellenwaren, d.h. mit Stoffen. Einer seiner Söhne wird Kürschner und Kappenmacher und bildet selbst jüdische Lehrlinge aus, der zweite Sohn wird Nesselweber.
Die jüdische Gemeinde in Metelen hielt ihre Gottesdienste in einer Betstube ab, die im Haus des Levy Moses, später Jakob Salomon, an der Adresse Schilden 15 eingerichtet war.
Um 1800 wurde in Metelen ein jüdischer Friedhof eingerichtet, auf dem heute vier Grabsteine verblieben sind. Drei Mitglieder der Familie Gottschalk, Samuel Isaac, Rachel und Samuel Isaak sowie Jakob Salomon fanden hier ihre letzte Ruhestätte
David Abraham Gottschalk |
10. April 1797 |
18. Juli 1857 |
Krämer |
Wigbold 69 Schilden 18 |
Samuel Isaak Gottschalk |
16. Mai 1783 |
11. Okt. 1860 |
Kaufmann |
Wigbold 237 Neutor 11 |
Rachel Gottschalk, geb. Joseph |
1789 |
12. Sept. 1823 |
Ehefrau des David Abraham |
Wigbold 69 Schilden 18 |
Jakob Salomon |
28. Jan. 1864 |
19. Apr. 1923 |
Händler |
Wigbold 27 Schilden 15 |
Hermann Salomon übernahm zusammen mit seinen beiden Brüdern das Geschäft seines 1923 verstorbenen Vaters.
Den Haushalt führte ihnen Ruth Marx, geboren 1910. Sie wurde 1941 nach Riga deportiert und ermordet.
Emma Salomon, geboren 1897, heiratete Julius Löwenberg und zog 1927 zu ihm nach Ochtrup. Sie wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
Die 1909 geborene Schwester Johanna ging ins Rheinland, und Emil Salomon wanderte 1939 nach Amerika aus. Johanna wurde 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.